Samstag, 26. Oktober 2013

[26] Erinnerungen - A.J. Uwarowskij || Otto Böhtlingk und Jakutien


Lage des Utschur (Учур) im Einzugsgebiet des Aldan

Hier muss ich bemerken, dass unter den Beschwerden einer Winterreise es Einem ganz unerträglich ist, sich mitten in der schneidenden Kälte auszukleiden und zu Bette zu legen; dass es aber noch dreimal unerträglicher als dieses ist, am Morgen aufzustehen, dieses zu ertragen, ohne krank zu werden, muss man von einem eisengleichen, feste Körper sein.

Ich trinke keine stark berauschenden Getränke, kenn demnach die Hülfe, die sie dem Menschen erweisen, nicht. Ich bin der Meinung, dass der Mensch nicht am Leben bleiben würde, wenn es auf einer solchen Reise keinen Thee gäbe. Ich rechne die Jakuten und Tungusen nicht hierher: diese, die auf dem Schnee geboren  und entstanden sind, bringen auf ihren Reisen aus Gewohnheit drei Tage sogar, ohne inzwischen zu essen zu.

Nachdem wir drei bis vier Tage gereist waren, langten wir am Ufer des grossen Flusses Utschur von der rechten Seite in den Aldan ergiesst. Hier machten wir in einer Tungusenjurte Halt und hörten, dass vom Ausfluss des Utschur nach der Gegend hin, wohin wir zu reisen hatten, auf einer Ausdehnung von 10 Kös der Schnee sieben Spannen hoch gefallen, und dass es unmöglich wäre, diesen Schnee zu bewältigen und zu reisen. Diese Nachricht brachte uns in grosse Verlegenheit: wir hatten keine Vorschrift umzukehren, und um den Schnee zu umgehen, war nur eine Stelle da.



Tungusische Tschum (Urts) *'*


Dieser Umweg betrug 20 Kös. Aber auch um diese Weise den Umweg zu machen, mussten wir aus Mangel an Futter unsern Pferdevorspann aufgeben und Rennthiere besteigen.

Für diese Rennthiere mussten unsere Lasten kleiner gemacht werden: wir hatten aber keine Taschen und keinen Behälter, in die wir unsere Sachen legen und hineinbringen könnten. Da wir uns in Folge dessen entschlossen, dem Utschur entlang zu gehen, so machten wir während der zwei Tage, die wir in dieser Jurte, in der wir angehalten hatten, verweilten, Schneeschuhe zurecht, liessen die zwei unbeladenen Pferde, die wir hatten, zwei ganze Tage, ohne zu füttern, angebunden stehen und setzten am dritten Tage über den Aldan.

Kaum hatten wir das Eis des Utschur betreten, so begann die Tiefe des Schnees den Gang der Pferde zu hemmen.Ein Führer der Schneeschuhe angelegt hatte, ging voran, indem er die beiden freien unbeladenen Pferde führte. Diese beiden Pferde bewegten sich auf die Weise vorwärts, dass sie sich abwechselnd immer auf die Hinterfüsse stellten dem mit einer harten Rinde versehenen Schnee brachten. Hinter diesen Pferden gingen wir mit allen unseren zusammengekoppelten Pferden einzeln hinter einander her, ohne von den Fussstapfen, in die die vorderen Pferde getreten waren, zu  weichen.

** Quelle Bild || Quelle Text: -Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, Seite 25 -  Leipziger Universitätsverlag 
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  Sacha-Jakutien  

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