Tunguse encampment | Victor Adam | source |
Diese kegelfömige Jurte bewarf man rund herum mit Schnee, nur auf einer Seite, bleibe eine kleine Öffnung, damit man, wenn man sich bückte, mit genauer Noth hinein – und hinausgehen konnte. Hierauf hiebe man eine Menge feiner Zweige ab ab und breitete dieselben im Innern der Jurte rund herum hoch auf einander aus, über diese breitete man ein Lager aus fest zusammengerollten und gebundenen Thierhäuten aus, machte mit dem feingespalteten Holze in der Mitte der Jurte Feuer an und schmolz Schnee, den man in Kessel und in den Theekessel gepfropft hatte.
Bis wir diesen Schnee schmolzen,
Thee und Abenbrot kochten, tranken und assen, und bis wir uns auskleideten und
einschliefen, wurde es Mitternacht. Bis dahin war vom angemachten Feuer und vom
Brennen des lockeren Grundes ein so fressender dichter Rauch, dass er Einem die
Augen schnitt und diesen das Sehen unmöglich machte, und dass das Innere
unserer Jurte nicht sichtbar war.
Als wir am Morgen, noch ehe
es dämmerte, aufwachten, gruben wir unsere Kleider, die wir im Schnee
verscharrt hatten, damit die Feuchtigkeit hinauszöge, wieder hervor und
tranken, gleich nachdem wir uns angekleideten hatten, den Thee.
Sobald es hell wurde ergriffen
die Führer ihre Fangstricke und fingen ihre Rennthiere ein. Die Art und Weise,
wie man Rennthiere einfängt ist folgende: man wickelt einen, über zwanzig Faden
langen, dünnen, steifen Fangstrick auf der rechten Hand so auf, dass man ihm
den Umfang einer kleinen Untertasse, aus der die Russen Thee zu trinken
pflegen, giebt; hält die beiden Enden in der linken Hand und wirft, in einer
Entfernung von mehr als 10 Faden stehend, den so aufgewickelten Strick über die
Hörner der Rennthiere; der Strick wird, ohne dass man dabei fehlte, über die
Hörner des Rennthieres mit der Geschwindigkeit eines abgeschossenen Pfeiles
angezogen, so dass er pfeift; sobald das Rennthier den Strick fühlt, steht es unbeweglich
still; alsdann legt man ihm einen besonderen Strick um den Kopf und fängt auf
dieselbe Weise die übrigen sammt und sonders ein.
Wenn der Tunguse an kalten Wintertagen diesen Fang bewerkstelligt, erfriert er sich, wenn er auch noch so gewohnt daran ist, immer die Finger.
Quelle Text: Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, S. 44 | Leipziger Universitätsverlag
● Label: Ewenken
Wenn der Tunguse an kalten Wintertagen diesen Fang bewerkstelligt, erfriert er sich, wenn er auch noch so gewohnt daran ist, immer die Finger.
Quelle Text: Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, S. 44 | Leipziger Universitätsverlag
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● Sacha-Jakutien | WebSite
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