Mittwoch, 30. Oktober 2013

[27] Erinnerungen - A.J. Uwarowskij || Otto Böhtlingk und Jakutien

Wie Jakuten im Winter reisen und auf Jagd gehen
Nachdem wir auf diese Reise gereist waren, hatten wir vom frühen Morgen bis zum Abend mit genauer Noth einen Kös zurückgelegt. Mit dieser Art zu reisen kamen wir über das, 10 Kös sich zu erstreckende Schneehindernis erst nach einer Reise von 10 Tagen hinüber.

An allen diesen Tagen bestiegen wir höchst selten unsere Pferde in Folge der heftigen Bewegungen, die das Pferd in dem, mit einer harten Rinde bedeckten Schnee macht, hält man sich mit Mühe im Sattel fest; dieses verursacht Einem unerträgliche Müdigkeit. Aus diesem Grunde legten wir meisentheils unsere Schneeschuhe an und gingen zu Fuss, um die Wahrheit zu sagen, uns im Schweisse badend.

Die beiden Ufer des Fluss Utschur sind senkrechte Felsen. Am Fusse dieser Felsen pflegt ein sich hier und da findender schmaler Saum mit einem hohen, bröckligen, schwarzen Absturz in Verbindung zu stehen. Auf diesen schwarzen Absturz kann ein bepacktes Pferd unmöglich hinaufkommen.


Aus diesem Grunde pflegten wir, wenn wir vor dem Orte angekommen waren, wo wir zu übernachten gedachten, all unser Gepäck auf den Schnee Utschur-Eises abzuwerfen, ein Pferd nach dem anderen auf den Absturz hinaufzuziehen und sie hier loszulassen, damit sie sich ihr Futter aus dem Schnee hervorscharrten. Wenn sie in Folge des tiefen Schnees im Walde nicht im Stande waren, sich das Futter hervorzuscharren, frassen sie die Spitzen von Birken -oder Weidenreiseren.

Kaum waren wir mit genauer Noth über das Schneehindernis gekommen, als ein neues Leiden, ein neues Hindernis sich zeigte. Durch die Heftigkeit der Kälte war aus den Felsen am Utschur Wasser gedrängt worden; dieses hatte sich ergossen, das gegen 12 bis 13 Spannen dicke Flusseis gehoben und zum Bersten gebracht, und strömte nun längs der Oberfläche des Eises.

Wir reisten, indem wir die Pferde bis zu den Knieen in diesem Wasser waten liessen. An anderen Stellen war dieses ausgetretene Wasser zum zweiten Mal gefroren und hatte unseren Weg wie einen Spiegel so glatt gemacht. Auf diesem Glatteis konnte ein unbeschlagenes Pferd oder Rennthier keinen festen Fuss fassen.

 Quelle Text und Abbildung:
 Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, Seite 26 -  Leipziger Universitätsverlag 
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  Über die Sprache der Jakuten
  Sacha-Jakutien  

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