Sonntag, 12. Januar 2014

[34] Erinnerungen - A.J. Uwarowskij || Otto Böhtlingk und Jakutien

Hunters of Siberia || H. G. Cutter and L. W. Yaggy, Panorama of Nations(Chicago: J. V. F. Company, 1892) 358 || source

Steigen ist beschwerlich, hinuntergehen leicht. Nach diesem Gesetz kamen wir vom Dschugdschur, im Vergleich zu unserem Hinaufsteige, um dreimal schneller hinunter.

Vom Steigen und Hinabgehen dieses Gebirges, das gegen 16 Stunden gedauert hatte, und vom Kampf mit Schwärmen von Mücken, Wespen und Bremsen während dieser Zeit, waren wir mit unseren Pferden und Renntieren so ermüdet, dass wir uns nicht rühren konnten.

Aus diesem Grunde machten wir Halt, sobald wir den Berg hinunter gekommen waren und ein Nachtlager zum Ausruhen gefunden hatten. Als wir hier, unmittelbar nach Abnahme des Gepäcks von den Pferden, zur Abwehr des Ungeziefers Mist angezündet hatten und Thee gekocht hatten, und gerade im Begriff waren, die zweite Tasse zu trinken, kam mein Hund, den ich freigelassen hatte, aus dem Innern des Waldes gelaufen und gab durch Winseln und Bellen zu verstehen, dass ein Thier in der Nähe sei.



Ich weiss nicht, wo die Müdigkeit, die wir bis zu dem Grade fühlten, dass wir uns nicht bewegen konnten, wo der Schweiss den wir schwitzten, wo der Hunger und der Durst, den wir litten, blieben; und ohne zu bedenken, dass das von unseren Hunden ausgespürte Thier entweder ein heisshungriger Bär oder ein anderes wildes Thier sein müsste, griffen ich, mein junger Kosak und einer von meinen Jakutischen Wegweisern nach unseren Gewehren, sahen nach der Ladung, machten die Flintensteine zurecht, ergriffen ein Messer und liefen hinter den Hunden her.

Der Hund führte uns wiederum auf den Gipfel des hohen Dschugdschur. Als wir hier stehen blieben, erblickten wir ein, in der Mitte eines senkrechten Felsens, auf einem vorspringenden Steine von der Grösse eines Bettes, stehendes Thier, das man wildes Schaf nennt.

Wir fanden eine Vertiefung, die mit Bäumen eine grossen Zwischenräumen besetzt war, zogen und von Baum zu Baum und als wir auf ungefähr 100 Faden herangekommen waren, schossen wir uns aus unseren drei Flinten auf einmal los.

Wenn wir das wilde Schaf auf der Stelle, wo es stand, würden getödtet haben hätten wir nach Art und Weise der Jäger Jemand mit einem langen Stock umgürten, ihn einen Strick in der Hand halten lassen und ihn nach dem wilden Schaf herablassen müssen; er hätte mit dem Strick, den er in der Halt hielt, das wilde Schaf an den Hörnern gebunden, das andere freie ende in die Zähne genommen und wäre selbst von uns in die Höhe hinaufgezogen worden; auf die Weise hätten wir auch das Schaf heraufgezogen.

Es geschah aber nicht wie wir gedacht hatten.

 Quelle Text: Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, Seite 35 -  Leipziger Universitätsverlag
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  O.N. Böhtlingk     A.Th.v.Middendorff

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