Irkutsk 1736 |
Dann kamen aber auch die Jakuten in Jakutsk, indem sie von den Händen schwacher Beamter gehalten wurden, von Jahr zu Jahr immer mehr von ihren früheren Verhältnissen zurück. Dieses alles zusammengenommen ändert meine Gedanken an jenem Orte zu leben.
Während der Umstände, die ich erzähle, liebte mich der dort wohnende Gouverneur wie seinen eigenen Sohn. Ich verwaltete seine Kanzelei: weit entfernt demnach, mich in eine andere Stadt ziehen zu lassen, pflegte er mich nicht einmal auf eine Stunde von sich lassen. Er starb zu Jakutsk.
Sobald er gestorben war, ging ich nach Irkutsk, nachdem ich zuvor mein Haus und meine Habe verkauft und die von früherer Zeit angelaufenen Schulden abgetragen hatte.
Hier wurde ich in der Kanzelei des Gouverneurs angestellt und brachte anderthalb Jahre in Ruhe hin, indem ich 80 Rubel im Monat Gehalt erhielt und ausser dem leichten Schreiberdienst keine andere Sorgen hatte.
Zu der Zeit als ich im gerade Begriff war, nach Russland zu gehen, kam aus Russland in die Stadt Irkutsk ein Herr M .., der zum Gouverneur in Jakutsk gemacht worden war. Als dieser Herr hörte, dass ich die Sprache und Lebensart der Jakuten kannte, bat er sich meine Person aus.
Wenn ich auch noch so wenig Lust hatte zu gehen, so kehrte ich schon bloss deshalb, weil ich an das Wohl der Jakuten dachte, dann aber auch, weil ich den guten und scharfen Verstand dieses neuen Beamten bemerkte, mit ihm nach Jakutsk zurück, in meinem Innern ahnend, dass diese Rückkehr mir nichts als Mühen und Nachtheile bringen würde.
In der Folge erwies sich diese Vermuthung als ganz richtig.
Als der neue Beamte nach Irkutsk kam, gewahrte er unter allen den Einrichtungen eine Menge Ungehöriges. In Folge dessen entfernte er mehrer Beamte von ihrer Stellen, indem er sich durch andere ersetzte.
Er selbst, von Haus aus gesund, lebte während der sechs bis sieben Jahre, die er dort zubrachte, keine Kraft und Mühe schonend, bis zur Entkräftung sogar, der Bereitung einer Lebenszukunft für die Jakuten.
Die Dauer dieses seines Aufenthaltes hielt der Jakute für sein Glück. Es sind jetzt fünfzehn Jahre her, dass dieser Beamte durch einen andren ersetzt wurde.
Diese lange Zeit hat den Namen des Herrn bis zum heutigen Tag noch nicht aus dem Gedächtnis und dem Andenken der Jakuten entfernt.
Jede Stadt wäre glücklich gewesen, wenn ein ihm gleicher Beamter daselbst Gouverneur leben würde.
Quelle Text: -Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, Seite 21 - Leipziger Universitätsverlag
________________________________________________________________
________________________________________________________________
● Sacha-Jakutien
_________________________________________________________________________
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen