In der Art und Weise, wie sie lag, war auch nicht ein Ausdruck eines sterbenden Menschen: auf ihrem Gesichte hatte sich kein Zug verändert, ihr Tod unterschied sich nicht vom leisen Schlummer eines ermüdeten Menschen. Auf diese Weise hatte sie von gegen vierzig zusammengekommenen Mensch keinen Erwachsenen, kein Kind erschreckt.
Diese Leute betrachteten, ohne sich im Geringsten zu fürchten, ihre Physiognomie, die ein Lächeln der Freude angenommen hatte, gleich als wenn die Mutter sich freute über den Anblick eines in der Lichtregion der Welt des hohen Gottes bereiteten Sitzes, wenn die Seele eines sündelosen Menschen heraustritt aus dem, der Krankheit und dem Tode unterworfenen, Körper. Dies war die Art und Weise ihres Todes!
Gute Mutter! Du hast unter dieser Sonne keinen Tag ohne Noth gesehen, du hast kein glückliches Leben gelebt: dein Glück bestand einzig und allein in guten Werken. Für diese deine Werke wirst du glücklich sein in der Lichtregion jener hohen Welt, wohin der schaffende Gott den sündenlosen Menschen, der er auserwählt, zu endlosen Freuden hinsetzt.
Während deiner Lebenszeit habe ich deinen Willen nicht übertreten, auch erinnere ich mich nicht, dass ich dein gutes Herz erzürnt hatte. Du erscheinst beständig in meinen Träumen, und in diesen meinen Träumen zerstreust du meine Trauergedanken und richtest mich, wenn dein Kraft hinreicht, zu den Füssen des hellen Sitzes des hohen schaffenden Gottes!
Mit meiner Mutter begrub ich Alles, was mich auf dieser Erde erfreute. Da ich weder Bruder noch Schwester habe und ich unverheirathet bin, so ist von eben dem Tage bis zum heutigen Niemand da, der mich bedauerte an meinen dunklen Tage, der sich freute an meinen hellen Tagen: ich bin allen Menschen ein Fremdling, an jedem Ort, wohin ich komme, erscheine ich als Gast.
Danach war in Jakutsk nichts mehr übrig geblieben, was mich erfreut hätte; das ganze Land, alle Dinge, die mir früher schön erschienen, wurden mir später einzig und allein zum grössten Überdruss.
Quelle Text: -Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, Seite 16 - Leipziger Universitätsverlag
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● Sacha-Jakutien
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