Zelt der Ewenken | source |
Am vierten Tag brachten unserer Führer mit genauer Noth 6 aufgefundene Rennthiere, die übrigen waren bis auf die Spur verloren gegangen. Nachdem wir, sogleich nach der Ankunft unserer Führer mit den Rennthieren, unser, in drei Finger dickes Eis und Schnee verwandeltes dünnes Zelt mit grosser Mühe zum Auftauen gebracht hatten, machten wir uns den selben Tag auf den Weg.
Der September-Monat ist, wie ich oben bemerkt habe, zum
Reisen ausserordentlich ungünstig: die von Gras durchwachsenen Flüsse, die
Ausflüsse der Seen und die Oberfläche des schmutzigen Wassers gefrieren ein
oder zwei Finger dick und werden mit Schnee bedeckt; sobald das Rennthier
auftritt, bricht das Eis, nicht im Stande die Last zu tragen entzwei; das
Rennthier fällt bisweilen so durch, dass es ganz verschwindet, und wer darauf
reitet, fällt mit ins Wasser, wenn er auch noch so vorsichtig zu Werke geht.
Kaum war ich von dem erwähnten Ort, wo wir drei Tage verweilt hatten, aufgebrochen, so fiel ich auf diese Weise in’s Wasser und reiste darauf, bis auf die Knochen durchnässt, von Mittag bis in die dunkle Nacht.
In diesen sechs bis sieben Stunden wurde ich mit meinen Kleidern und mit mir selbst zu Eis: meine Hände und Füsse erstarrten so, dass ich nichts mit ihnen fühlte; ich glaube, dass eine gefährliche Krankheit über mich kommen würde. Zu meinem Glück liess ein grosses angezündetes Feuer, heisser Thee und eine warme Decke mich nicht krank werden.
Kaum war ich von dem erwähnten Ort, wo wir drei Tage verweilt hatten, aufgebrochen, so fiel ich auf diese Weise in’s Wasser und reiste darauf, bis auf die Knochen durchnässt, von Mittag bis in die dunkle Nacht.
In diesen sechs bis sieben Stunden wurde ich mit meinen Kleidern und mit mir selbst zu Eis: meine Hände und Füsse erstarrten so, dass ich nichts mit ihnen fühlte; ich glaube, dass eine gefährliche Krankheit über mich kommen würde. Zu meinem Glück liess ein grosses angezündetes Feuer, heisser Thee und eine warme Decke mich nicht krank werden.
Den zweiten Tag langten wir in der Grenzfeste an. Nachdem
ich hier 10 Tage Zurüstungen getroffen hatte, trat ich mit zwei Kosaken und
zwei Führern und gegen 30 Rennthieren meine lange Reise an, am Ende desselben
Septembers, da alles Wasser gefror und der Schnee in Massen fiel.
Von der Gränzfeste Udskoi gingen wir südöstlich nach dem Ort
Borukan der ungefähr 50 Kös von Udskoi entfernt. Von diesem Orte sind bis zum
Meer 4 Kös bis zur Mündung des Flusses Amur, der in’s Meer fällt, drei bis vier
Tagesreisen. Von Borukan bis zum Ursprung des Byraja sind 60 Kös, von der
Byraja ist der Fluss Silimdschi gegen 30 Kös entfernt, vom Silimdschi nach
Udskoi sind es etwa 60 Kös.
Am ersten Tage unserer Reise stiegen wir am Orte, wo wir zu
übernachten gedachten von den Rennthieren, nachdem wir nur 2 Kös zuckgelegt
hatten.
Kaum war man abgestiegen und hatte vor Allem den Rennthieren
das Gepäck abgenommen, so liess man diese sammt und sonders frei, indem man den
scheuen Rennthieren an den Hals ein, einen Faden langes und armdickes Holz in
die Quere band, damit, wenn sie am andern Morgen beim Einfangen sich nicht
fangen lassen und davonlaufen sollten, das angebundene Holz an die Kniee des Rennthiers schlüge und dasselbe nicht weit laufen liesse.
Hierauf ergriff ein Führer ein langes Holz, untersuchte den Boden unter
dem Schnee, indem er diesen durchstach, und machte einen harten Grund
ausfindig. Bis ich mit meinen zwei Kosaken mit Hilfe dreier Schaufeln, die wir
mit uns genommen hatten, den tiefen Schnee an diesem Orte wegschaufelte,
spaltet ein Führer Holz zum Feuermachen in kleine Stücke, der zweite schnitt
gegen 30 Stangen ab, reinigte sie zu dieselben von den Zweigen und schleppte
sie zu der Stelle, wo wir den Schnee weggeschaufelt hatten.
● Label: Ewenken
Quelle Text: Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, S. 42 | Leipziger Universitätsverlag
● Sacha-Jakutien | WebSite
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