Montag, 13. Oktober 2014

[38] Erinnerungen - A.J. Uwarowskij || Otto Böhtlingk und Jakutien

Kosake | Pelzjäger
In der Folge war unser ganzer Reisevorrath zu Ende gegangen und unsere  Kräfte geschwunden. Bis zur Grenzfeste blieben zu Wasser drei, durch den Wald 1 ½ Kös nach.

Auf das Wort unserer Führer, dass die drei bis vier Bäche, die sich von der Seite ergössen, kein grosses Hindernis beim gang durch den Wald verursachen würden, stand ich am Morgen bei Sonnenaufgang auf, nahm eine Flinte und ein Beil mit und machte mich mit dem Kosaken und einem Führer zu Fuss auf den Weg durch den Wald, um auf irgend eine Weise am Abend anzukommen und den im Boot zurückgebliebenen Leuten zu Wasser Speise zuzuschicken.

Wir erreichten diesen unseren Vorsatz nicht: als wir uns vom unserm Boot entfernt hatten und eben ½ Kös gegangen waren, stiessen wir auf den ersten und in den Weg kommenden Bach der sich von der Seite ergoss und dessen Wasser bis zum Wald ausgetreten war. Indem wir ihn an der Quelle umgingen und ihn hier, bis an den Gürtel im Wasser watend, überschritten, verloren wir die Hälfte unseres Tages.


Am Abend, beim Sonnenuntergang, gelangten wir zu einem zweiten Fluss, der mehrere Kös lang war; diesen zu umgehen war aber unmöglich. Daher übernachteten wir mitten im Regen, ohne irgend eine Bedeckung. Das mit genauer Noth mit feuchtem Holz angemachtes Feuer bewirkte nur Rauch, indem es kaum brannte und keine Hitze von sich gab.

Nachdem wir den ganze Nacht gezittert hatten, bereiten wir mit Anbruch der Dämmerung mit grosser Mühe aus 4 bis 5 Balken einen Prahm, um wenigsten zu Zweien auf einmal übergeführt zu werden.

Da das Holz des nach Mittag von uns zu Stande gebrachten Prahms nass war, so trug es nur einen Menschen. Aus diesem Grunde fertigten wir unseren Führer allein ab, auf das er, wenn er über den Fluss gekommen und in Udskoi angelangt wäre, uns einen Mann mit einem Nachen schickte.

Als unsere Führer auf den Prahm getreten war, vom Ufer abgestossen hatte und bis in die Mitte des Flusses gelangt war, theilte sich der Prahm plötzlich in zwei Theile; er selbst ging auf den Grund des Wassers. Und es wurde der Ruf „rettet“ gehört, so das es einen das Herz zeriss.

Obgleich ich mit meinem Kosaken nur etwas 10 Faden davon stand, so fehlten mir die Kraft und Mittel, ihm  irgend eine Hülfe zu bringen.

Quelle Text: Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, Seite 39 - Leipziger Universitätsverlag
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  O.N. Böhtlingk     A.Th.v.Middendorff
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