Ein Land, es sei welches es wolle, pflegt nicht alles Schönes zu entbehren: während der zwei Sommermonate ungefähr geht die Sonne nicht unter; ein Mensch, der nicht daran gewöhnt ist, findet nicht die Zeit, da er sich schlafen legen konnte.
Die ganze Gegend von Shigansk hat seines Gleichen nicht, was Flussfischer anbetrifft, sowohl in Bezug auf Menge als auch auf Vorzüglichkeit: Salmo Nelma, Weissfleisch, Stör, Sterlet, Tschir, Muksun, Omul, Salmo Lavaretus und andere kleine Fische mit mannigfachen Namen werden in unzählbarer Menge gefangen.
Diese schöne Fische gehen scheinbar ohne Nutzen verloren und zwar aus zwei Umständen: aus Mangel an Salz, und, dann, weil sich das Volk so daran gewöhnt hat. Der Tunguse gräbt an der Stelle, wo er den Fisch fängt, eine ungefähr einen Faden tiefe Grube. Die Wände dieser Grube bedeckt er mit Rinde, auf dem Boden breitet er gleichfalls Rinde aus. Nachdem er die Eingeweide und die Knochen entfernt hat, legt er die von ihm gefangenen Fisch gedrängt voll in diese Grube.
Hier faullt dieser überaus schöne Fisch so lange, bis er blau und zur Grütze wird. Dieser faule Fisch ist eine Lieblingsspeise der Tungusen. Ich gestehe, dass ich in meiner Kindheit einen solchen Fisch im geheimen und offen ausserordentlich gern gegessen habe; wenn er da wäre, würde ich ihn auch jetzt essen.
Heut zu Tage schreiben grosse Aerzte, dass der Genuss eines gestern gestorbenen Fisches dem Menschen ein heftiges Unwohlsein verursachte. Wer wird mir glauben machen, dass diese Worte Wahrheit seien, da ich weiss, und unten werde ich es sagen, dass Tausende von Menschen sich von diesem faulen Fisch nähren und dabei ein hohes Alter erreichen?
Auch ich selbst, wenn ich noch so viele gegessen hätte, erinnere mich nicht, dass mich darnach irgend etwas geschmerzt hatte. Man sage dem Tungusen: >> Iss keinen faulen Fisch, er ist todbringend <<, - er wird lächeln und sagen: >> wird der Fisch den du sogleich, nachdem du ihn getödtet, gegessen hast in deinem Leibe nicht faulen? <<
Quelle Text: -Otto Böhtling und Jakutien, Hartmann Kästner, Seite 8 - Leipziger Universitätsverlag
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● Sacha-Jakutien
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