Donnerstag, 24. April 2014

Mammuts bekommen Chance auf zweite Geburt

Foto: RIA Novosti
STIMME RUSSLANDS In Jakutien entsteht eine Kryobank zur Aufbewahrung von Mammut-Fauna. Das Projekt ist einzigartig – solch einen gigantischen Kühlschrank für Urtiere gibt es sonst nirgends auf der Welt. So wie es nirgendwo anders eine so große Zahl an aufgefundenen Mammut-Resten gibt, und dies macht den Bau eines solchen Objektes denn auch notwendig. Die Kryobank wird es nicht nur erlauben, die ausgegrabenen Tiere aufzubewahren, sondern gibt ihnen auch die Chance auf eine zweite Geburt mittels Klonen.


Jakutien ist an sich ein natürlicher Aufbewahrungsort für Mammuts. Hier werden nicht nur Knochen gefunden, wie das an anderen Orten auf dem Planeten geschieht, sondern gefrorene Kadaver mit erhalten gebliebenem Gewebe, Muskeln und Fell. Im vergangenen Jahr ist es Fachleuten gelungen, einem dieser Objekte erstmals das Hirn zu entnehmen – für die Wissenschaft war das ein sensationelles Ereignis, erzählte Igor Kolodesnikow, der Präsident der Akademie der Wissenschaften der Republik Sacha (Jakutien), der STIMME RUSSLANDS:

„Es gibt ziemlich viele solcher Objekte. Zurzeit läuft an der Küste des Eismeeres einen intensiven Tauprozess, deshalb sind Objekte der Mammut-Fauna ziemlich häufig anzutreffen. Wenn wir solch ein Objekt nicht sofort konservieren, verschwindet es vor unseren Augen: es taut auf und der Verwesungsprozess setzt ein. Deshalb ist die Idee entstanden, in Jakutsk eine Kryobank einzurichten.“

Einen gigantischen, mit Strom funktionierenden Kühlschrank zu bauen, ist viel zu teuer. Aber es gelingt auch nicht, einfach den Permafrost auszunutzen. Die ideale Temperatur zur Aufbewahrung liegt zwischen minus 18 und minus 24 Grad Celsius. Sie auf natürliche Art und Weise zu gewährleisten, ist unmöglich: weniger als vier bis zehn Grad Frost, wie es in den Stollen des Institutes für Frostkunde bei der Akademie der Wissenschaften der Fall ist, sind nicht zu erreichen. Wird die Anlage ventiliert, kann im Winter die nötige Temperatur erreicht werden, aber im Sommer wird es in solch einem Keller trotzdem wärmer, merkt Igor Kolodesnikow an:

„Deshalb kam die Idee auf, eine vertiefte Kryobank zu schaffen, die von oben von der Temperatur der Atmosphäre isoliert wird. Sie wird mit Erde isoliert wie mit einer Decke. Unter winterlichen Bedingungen staut sich die natürliche Kälte auf und im Sommer wird sie durch Kühlanlagen aufrechterhalten. Durch solch eine komplexe Kühlung werden die Verluste niedriger ausfallen.“

Nach Worten des Leiters der Akademie der Wissenschaften von Jakutien reicht eine niedrige Temperatur allein nicht aus, um die Objekte vollständig zu bewahren. Der Zugang von Sauerstoff in das Magazin muss völlig verhindert werden. Dazu werden spezielle Kammern gebaut – einzelne hermetische Räume, in die träges Gas gepumpt wird, das die Luft verdrängt. Zudem muss der mögliche Eintritt von krankheitserregenden Bakterien (z. B. vom Milzbrand) verhindert werden, die oft in den alten Funden enthalten sind. Deshalb sieht das Projekt einen Quarantäne-und einen Präparier-Block vor, wo die Mammute untersucht werden können. Die Gelehrten wollen verstehen, in welchen Bedingungen diese Giganten lebten und warum sie ausstarben.

Es gibt die Idee, diese Tiere zu klonen – besonders nachdem in den aufgefundenen Überresten lebensfähige Zellen gefunden wurden. Dieser Forschungsrichtung widmen die Fachleute in Jakutsk ihre besondere Aufmerksamkeit. „In der Wissenschaft muss es irgendwelche Leuchttürme geben“, betont der Experte, „die es ermöglichen, die Öffentlichkeit zu diesen Arbeiten heranzuziehen, darunter auch Finanzmittel.“ Was das Geld betrifft, erfordert die Errichtung der Kryobank wesentliche Ausgaben – die Kosten für das Objekt könnten sich auf 1,5 bis drei Millionen Dollar belaufen. source

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